2011 – Sonderpreis „Heimat wiedERfinden“
Im Rahmen des Kufa-Projektes „KunstLandStrich 2011“ entwickelte Christian Völker und Theresa Sobczyk, mit Unterstützung von Juliane Kieschnick und der Kufa Hoyerswerda das Projekt „Stadtakustik“ im alten Hoyerswerdaer Wasserturm.
Dafür erhielten die Initiatoren jetzt beim Sächsischen Kinder- und Jugendwettbewerb „Heimat wiedERfinden“ des Landesverbandes Soziokultur e.V. und des Sächsischen Landesjugendamtes den Sonderpreis des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz, dotiert mit 2.000 Euro Preisgeld.
Wir freuen uns und gratulieren allen Beteiligten!!!
Konzeptbeschreibung: „Stadtakustik“
Das Projekt „Stadtakustik – Wie klingt eine Stadt“ beschäftigt sich hauptsächlich mit akustisch portraitierten Plätzen und Straßen unserer Heimatstadt Hoyerswerda. So wird das, was sonst eher nebensächlich ist in den Vordergrund gehoben: Der Klangteppich, von dem wir täglich umgeben sind. Es sind akustische Momentaufnahmen zu verschiedenen Tageszeiten.
Im alten Wasserturm am Bahnhof von Hoyerswerda haben wir einen Ausstellungsraum gefunden, der bestens zu unserem Gesamtprojekt passt.
Es ist ein technisches Denkmal, welches zum Verkauf steht, wofür also Ideen gesucht werden. Der Turm besticht durch seine Akustik und die Form eignet sich für zwei weitere Exponate. Diese sind ein 360° Panorama über der Stadt,
aufgenommen vom Turm der Johanneskirche und eines vom Altstadtmarktplatz um Mitternacht. Beim letzteren soll durch die Tagesakustik eine Surrealität geschaffen werden. Das Kirchturmpanorama erhält eine Toncollage von regionalen Bands, die ihre Heimatstadt besingen, einen Zusammenschnitt der verwendeten Akustiken und Antworten einer Umfrage, wie denn Hoyerswerda in 20 Jahren gesehen wird.
Auf einer Zwischenebene wird kurz die Geschichte des Wasserturmes in Bildern, Texten, und Bauzeichnungen beleuchtet. Ein Schreibtisch lädt dazu ein, eine Vision zur Nutzung dieses Gebäudes zu erstellen.
Innerhalb des Ausstellungszeitraumes soll es mindestens ein Gespräch unter der Kugel (sozusagen der höchst zugängliche Raum des Turmes) geben, wo es um spannende Geschichte(n), Gegenwart und Zukunft der Kleinstadt an der schwarzen Elster gehen soll.
Das es sich bei unserem Projekt um eine Ausstellung handelt, ist diese für jeden offen. Es kann sich zum Treffpunkt für Jugendliche aber auch ältere Generationen entwickeln, die alle eins gemeinsam haben: Sie wollen ihre Heimatstadt neu entdecken und sich mit ihr beschäftigen. Während die ältere Generation aus der Geschichte berichten kann, können interessierte Jugendliche aus der Gegenwart eine Vision für die Zukunft der Stadt und vielleicht sogar für ihre Zukunft in dieser entwickeln.
Besonders ist an unserem Projekt vor allem der Ausstellungsort.
Das über 100 Jahre alte technische Denkmal wurde noch nie vorher für eine Ausstellung genutzt. Das Interesse am „Innenleben“ des Turmes wird groß sein. Neu ist die Beschäftigung mit dem, was uns umgibt – der Ton, der Klangteppich, den wir gar nicht mehr bewusst wahrnehmen und dabei ist er mitverantwortlich für die Einzigartigkeit eines Ortes.
(Text: Christian Völker)
Presse: SZ Hoyerswerda, 06.06.2011
Ein kunstvoller Tag an vierzig Orten
Vor über 100 Jahren wurde er gebaut. Knapp 30 Meter reckt er sich in die Höhe. Die Kugel hat ein Fassungsvermögen von rund 300 Kubikmetern. Der Wasserturm am Hoyerswerdaer Bahnhof ist schon eine imposante Erscheinung.
Sonntag konnte erstmals seit langem jedermann das Denkmal betreten. „Auf eigene Gefahr“, worauf Christian Völker und Theresa Sobczyk im Eingangsbereich die Besucher immer wieder hinwiesen. Die beiden hatten dort zu einer Vernissage der Ausstellung „Stadtakustik – wie klingt eine Stadt?“ eingeladen. Bereits kurz nach der Eröffnung wurde es im Turm eng. Rund 50 Menschen machten sich auf den Weg nach oben. 88 Stufen mussten sie bis zur höchsten Ebene zurücklegen. Reproduktionen von Ansichtskarten, Fotografien und Bauzeichungen sah man auf den drei Etagen. Via Kopfhörer konnte man sich einen akustischen Eindruck von der Stadt machen. „Ist ja überwältigend, sich das hier ansehen zu dürfen“, meinte Kurt Franke. Der 75-jährige Hoyerswerdaer wunderte sich, dass das Bauwerk so gut erhalten ist. Man sollte aus dem Turm, der für 25 000 Euro zu haben ist, ein Restaurant machen, meinte er. Dabei wird das Bauwerk schon seit zehn Jahren genutzt – als Herberge für Tauben und Turmfalken. Völker und Sobcyzk hatten sich für den Wasserturm als Ausstellungsgebäude entschieden, weil „wir dieses prägnante Gebäude einmal in den Mittelpunkt rücken wollten“, so die 19-jährige Theresa Sobczyk. Vorschläge für die künftige Nutzung waren einer Ideenliste zu entnehmen. Der Turm als Geschichtsmuseum, Sternwarte, Multifunktionshaus. Oder als Gefängnis. Die Ausstellung kann man übrigens bis zum 31. Juli besuchen.