Auf Grundlage der ausführlichen Analyse der Hoyerswerdaer GIHK-Werkstatt hat der Kulturfabrik e.V. das Projekt „Stadtteilanker“ entwickelt. In der Analyse ist der erhebliche Rückgang in den Wohngebieten an großen Einrichtungen, Trägern und Vereinen, welche kulturelle oder soziale Angebote regional und überregional vorhalten können, deutlich geworden. Dennoch gibt es…
Projekte Archiv: 2011 – 3.Braugassen-Theater
Unsere ursprüngliche Idee, mit einem bunten Straßentheaterfest auf das marode Haus am Markt hinzuweisen, hat sich ja erfreulicherweise erledigt. Bei seiner diesjährigen dritten Auflage wird der Fortschritt der begonnenen Sanierungsmaßnahme schon sichtbar sein.
Umso mehr ein Grund rund um das neue zukünftige Bürgerzentrum Braugasse 1 gemeinsam mit den Bewohner und Besuchern unserer Stadt zu feiern.
„Braugassen-Theater“ – das Hoyerswerdaer Straßentheaterfest
07.08.2011, 14 – 19 Uhr, Hoyerswerda, Altstadt Marktplatz
Das „Braugassen-Theater“ wird gemeinsam mit vielen Partnern, Sponsoren und den angrenzenden Gaststätten den beschaulichen Marktplatz der Hoyerswerdaer Altstadt beleben und wieder ein einmaliges Kulturerlebnis für Hoyerswerda und seine Gäste schaffen.
Für das Kunstprojekt werden professionelle Straßentheatergruppen, nicht nur aus Deutschland, eingeladen, Kinder werden von der Kufa bei Mitspielaktionen betreut, zwischendurch laufen Jongleure, rollen überdimensionale Zorbing -Bälle und es erklingt Straßenmusik. Und für das leibliche Wohl ist natürlich auch gesorgt.
Es wird wieder bunt, laut und lebensfroh zugehen. Mit dabei Shiva Grings (Impro- Performance) und Anita Bertolami (Creeping Carnival) aus Freiburg, Felix Meyer mit seiner Band aus Hamburg, Kamaduka Aktionstheater (Berlin), Theater Gajes (Niederlande) & die Trommelgruppe Los Pepinos (Cottbus).
Und das wars:
http://www.youtube.com/watch?v=54aHro9fD1M
Die Veranstalter bedanken sich ausdrücklich bei Sponsoren und Unterstützer:
Fonds Soziokultur
VBH – Versorgungsbetriebe Hoyerswerda GmbH
lienig & baumeister architekten
STS SCAN TRUCK-SERVICE GmbH
Radeberger Brauerei
Bauer Fruchtsaft GmbH
ThyssenKrupp Xeron GmbH / Spremberg
Bäckerei Pieprz
Kulturraum Oberlausitz / Niederschlesien
Stadt Hoyerswerda
TelePizza
Druckhaus Scholz
Hoyerswerdaer Wochenblatt GmbH
CineMotion
Eiscafe Wittichenau
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Haarschneider
Lausitzer Rundschau , Kultur 2.8.11
Wenn der Alltag fröhlich ausflippt
Eigentlich ist das Straßentheaterfest in Hoyerswerda nicht mehr nötig. Sein Ziel, die Sanierung des Hauses Braugasse 1, ist erreicht. Gespielt, getanzt und gefeiert wird nun am Sonntag, 7. August, erst recht.
Das erste Straßentheaterfest vor zwei Jahren war eine Protestkundgebung gegen Stillstand. Mit ihr machte die Kulturfabrik Hoyerswerda auf den jahrelangen Verfall des leer stehenden Gebäudes am Marktplatzes aufmerksam. Vor einigen Wochen hat nun die Sanierung des im 19. Jahrhundert errichteten Hauses begonnen. Im Jahr 2014 soll das künftige Bürgerzentrum „Konrad Zuse“ bezugsfertig sein – dann kann auch die Kulturfabrik (Kufa) dorthin zurückkehren. Das von einem Verein getragene soziokulturelle Zentrum befindet sich seit 1999 aus Sicherheitsgründen in einer Neubau-Notunterkunft am Stadtrand.
Bei der dritten Auflage des „Braugassen-Theaters“ hat sich „unsere ursprüngliche Idee erfreulicherweise erledigt“, jubelt Kufa-Geschäftsführer Uwe Proksch. Der Start der Instandsetzung werde beim Fest bereits erkennbar sein, auch wenn die Bauarbeiten zurzeit unterbrochen seien.
Gefeiert wird wie gehabt zwischen 14 und 19 Uhr bei freiem Eintritt rund um den Marktplatz in der Altstadt. Wagemutige werden in Zorbing-Bällen durch die Straßen rollen – und hoffentlich nicht mit den ebenfalls erwarteten Jongleuren oder den Sambamusikern Los Pepinos aus Cottbus kollidieren.
Junger Liedermacher
Als Hauptunterhaltungsprogramm kündigt Uwe Proksch fünf Auftritte an: Felix Meyer wurde beim Singen in der Lübecker Fußgängerzone vom Produzenten von Tokio Hotel entdeckt. Inzwischen ist seine erste CD „Von Engeln und Schweinen“ auf dem Markt. Aber keine Angst: Der junge Berliner Liedermacher klingt nicht wie die schreienden Teenager mit den Comic-Frisuren und auch nicht wie die vielen uninspirierten Gitarrenhippies oder Flötencombos, von denen man üblicherweise an öffentlichen Plätzen beschallt wird. Felix Meyer und seine Band spielen melancholische Alltagsweisheitssongs auf Akustikinstrumenten. Ihre Hörer preisen sie als Offenbarung und ziehen Vergleiche zu etablierten Künstlern wie Element of Crime oder Gisbert zu Knyphausen.
Shiva Grings aus Freiburg dagegen ist ein radikaler Improvisationskomiker, von dem man nie weiß, was er als Nächstes tut: Wenn es ihn packt, klettert er an Hauswänden hinauf und steigt bei alten Damen durchs Fenster. Anwohner sollten also auf Besuch vorbereitet sein.
Minimalistisch kommt das Figurentheater „Creeping Carnival“ von Anita Bertolami, ebenfalls aus Freiburg, daher. Sie kreiert mit Alltagsgegenständen wie Rührbesen oder Spülbürsten poetische und surrealistische Momente.
Das Kamaduka Aktionstheater aus Berlin macht Flugkunststücke wie zu Zeiten von Charles Lindbergh. Und das renommierte niederländische Theater Gajes führt ein Wildwestspektakel mit Cowboys und Banditen auf.
Die Zuse-Schule
Das Braugassenhaus, für das das fröhliche Straßentheaterfest ins Leben gerufen wurde, ist eines der wenigen erhaltenen historischen Gebäude in Hoyerswerda. Ursprünglich wurde es als Ballhaus genutzt. Später ging hier der Computer-Erfinder Konrad Zuse (1910-1995) zur Schule. In der DDR zogen die Pioniere ein. Die Kosten für das Sanierungsprojekt betragen rund fünf Millionen Euro.
Von Felix Johannes Enzian
Montag, 8. August 2011
(Sächsische Zeitung)
Aller guten Feste sind drei – erstmalVon Uwe Jordan
Das 3. Braugassentheater rund um den Altstadtmarkt ließ über 3.000 Besucher bei Straßenkunst und Musik die anfängliche Schauer-Kühle trotzen.
Anlass für das 1. Braugassentheater anno 2009 war eine Mahnung mit künstlerischen Mitteln. Die Kulisse des Spektakels, das Haus Braugasse1, rottete seit 1998 vor sich hin statt schon längst, wie (für 2002) versprochen, wieder Stammhaus der KulturFabrik zu sein. Die zog für die Zeit der vermeintlichen Sanierung in die Alte Berliner Straße 26. Aber 2009 schien fast vergessen, dass das Provisorium, ein Plattenbau-Domizil neben dem Obdachlosenheim am Stadtrand, 1998 von den KulturFabrikanten „ZwischenBelegung“ geheißen ward. Vielmehr schien es, als ob Geldmangel, Planungsstreit und wechselnde „Konzepte“ für die Braugasse1 aus der ZwischenBelegung ein Endlager machen würde. In Erinnerung brachte das 2009 das 1.Braugassentheater, bei dem an der Fassade zum Schwarzen Markt hin ein riesiges Baumeistersches Froschkönig-Plakat „Verwunschene Orte“ schlappte.
Der Froschkönig ist weg
Optisch hat sich auf dieser Seite wenig getan. Gut, der Froschkönig ist weg. Der Umbau des Hauses zum Bürgerzentrum hat so begonnen, wie hierzustadts fast alle Sanierungen: mit einem Abriss. Verschwunden ist der Anbau zum Schloss hin, der sich auf schlechten Baugrundes zu neigen begann. Die nun freiliegende originale Fassade des Ball- und Domowina-Gründungs-Hauses/ Realreformgymnasiums/ Soziokulturellen Zentrums ist großflächig abgehangen: „Große Plane für große Pläne“. Die sieht man vom Markt aus nicht, aber dafür sah man dort vor der Braugasse1 zwischen 14 und 19Uhr Straßenkünstler und -musiker, die den Hoyerswerdaern und ihren Gästen den Sonntag verschönten. Der Eintritt war dank der Sponsoren auch diesmal frei; das Drumherum passte – der Protest von 2009 war 2011 endgültig zum Fest geworden. Auch Oberbürgermeister Stefan Skora besuchte privatim das Fest – und er hofft genau so wie „Ober“-KulturFabrikant Uwe Proksch, dass es schon bald Braugassentheateraufführungen vor einem sanierten Haus gibt.