Neuigkeiten: 2014 – A Wall is a Screen

Aktuelles: Die Filme sind ausgewählt, die Route steht fest, gutes Wetter ist bestellt und jetzt sind sie dran. Man nehme zahlreich teil am filmischen Stadtspaziergang durch die Hoyerswerdaer Altstadt: 3.5., 21 Uhr, Ausgangspunkt die Kufa-Zwischenbelegung!

„Abschied & Ankunft“ ist der Titel des Jahresprojektes der Kulturfabrik. Abschied nimmt man von der „Zwischenbelegung“ und Ankommen will man im neuen Bürgerzentrum. Dazwischen steht der Aufbruch, der Weg von der Alten Berliner Straße hin zur Braugasse. Dass dieser mitunter mit Umwegen verbunden ist, haben die letzten 15 Jahre gezeigt. Die Kufa möchte sie mit auf den Weg nehmen und bietet dafür u.a. Nachbarschaftsfestes, das Braugassentheater, einen Spaziergangsforscher und eine ganz besondere filmische Stadtwanderung an. Letztere am 3.5., wenn die Hamburger Künstlergruppe The Wall is a Screen mit mobilem Generator, Tonanlage, Beamer und Sackkarre, sowie den neugierigen Besuchern gemeinsam die Altstadt von Hoyerswerda neu entdeckt.

An Wänden werden 7-8 Kurzfilme verschiedener Genres (übrigens aus einem 15.000 Filme umfassenden Pool der Kurzfilmagentur Hamburg) zum Thema „Abschied und Ankunft“ gezeigt. Als Kombination aus Führung und Filmnacht führt das Projekt durch die Altstadt und macht Halt an ungewöhnlichen Orten. Da sich das Geheimnis um Route und Filme erst mit der Führung lüftet, werden auch Hoyerswerdaer Einwohner noch Orte entdecken, die sich im Lichte des Films auf völlig neue Art und Weise präsentieren. Die ausgewählten Filme korrespondieren mit ihrer Umgebung und die Umgebung mit dem Film. Die Grenzen von Raum, Zeit, Film und Publikum verschieben sich in der 1 ½ stündigen Vorführung und alles scheint plötzlich im Film mitzuspielen. Oder ist es umgekehrt?

AWall Is A Screen gibt es seit 2003. Überaus erfolgreich ist das Künstlerkollektiv mit diesem Projekt deutschlandweit unterwegs. In den letzten Jahren häufen sich die Gastspiele im Ausland: Finnland, Frankreich, Italien, Irland, Indien. Und nun auch in Hoyerswerda. Musik und Theater haben schon längst den Weg auf die Straße gefunden – das Kino bisher nur mit A Wall is a Screen.

Eine Stadtführung als ungewöhnliches Gemeinschaftserlebnis, eine Filmwanderung vom Stadtrand zur Stadtmitte.  Machen sie mit: 3.5., 21 Uhr, Startpunkt: Kufa Zwischenbelegung (Alte Berliner Str. 26). Die Teilnahme ist frei.

Sächsische Zeitung / Hoyerswerdaer Tageblatt / Montag, 05.05.2014
Mit dem Kinoprojektor in der Altstadt unterwegs
An einem ungewöhnlichen Spaziergang in Hoyerswerda beteiligten sich gut 150 Filmfreunde.
Von Mirko Kolodziej

Während sich am Samstag um kurz nach zehn Uhr abends in Hoyerswerdas CineMotion-Kino Spiderman und Electroman bekämpften, konnte man auf der Kino-Fassade erleben, wie sich filmische Emotionen in Kino-Sälen in den Gesichtern der Zuschauer spiegeln. Die Hamburger Künstlergruppe „A Wall is a Screen“ („Eine Mauer ist eine Leinwand“) warf per mobilem Video-Projektor den Sieben-Minuten-Streifen „Play“ neben das große „CineMotion“-Logo und von unten guckten ungefähr 150 Filmfreunde zu.

Sie hatten sich gut anderthalb Stunden zuvor an der ZwischenBelegung der KulturFabrik getroffen, um an einem in Hoyerswerda bisher noch nicht da gewesenen Spaziergang teilzunehmen. Innerhalb des Jahresprojektes „Abschied und Ankunft“ zum Umzug der KuFa von der Alten Berliner Straße ins Bürgerzentrum am Markt ging es mit mobiler Kinotechnik durch die Altstadt, wo an acht Hauswänden zum Thema passende Kurzfilme gezeigt wurden. So lief neben Dieter Dresslers Mosaik „Menschen und Meer“ am Elsterbogen-Kinderhaus der verspielt-komische Vierminüter „Goodbye to the Normals“ über einen 6-Jährigen, der von seinen Eltern Abschied nimmt, um nach Amerika auszuwandern.

Erstes Kino im neuen „Café“

An einer Hauswand zwischen Kleiner Bleiche und Grünstraße war der Sechsminüter „The only Flower“ zu sehen, in dem César Pérez erzählt, wie Kunstblumen in Peking lebende Pflanzen verdrängen. Am Haus Friedrichsstraße 1 neben der Fischbratküche berichtete dessen 76-jähriger Bewohner lächelnd, dass er ganz und gar mit der Zweckentfremdung seiner Fassade einverstanden ist: „Ich finde schön, dass hier was los ist. So oft ist der Landfilm ja nicht mehr unterwegs.“ Als er das Gartentürchen hinter sich geschlossen hatte, sah er sich gemeinsam mit den Kino-Spaziergängern Jan Schomburgs zehnminütigen Experimentalfilm „Nie solo sein“ an, in dem um den Protagonisten Max herum die Zeit und mit ihr alle Lebensereignisse rückwärts laufen.

Es war kurz vor elf, als die 150 Cineasten dann Zeugen eines quasi historischen Augenblicks werden konnten. „Das ist eine Premiere. Schön, dass wir das Haus einweihen dürfen“, verkündete schmunzelnd „A Wall is a Screen“-Mitglied Sabine Horn im künftigen Bürgerzentrum. Im Obergeschoss des Neubaus, wo sich in Anlehnung an frühere Tage bald wieder ein Café („Stilbruch“?) und eine Kleinkunstbühne befinden werden, gab es am Sonnabend mit der Vorführung der vierminütigen filmischen Foto-Erzählung „Der Wintergarten“ erstmals eine künstlerische Darbietung zu begutachten. Dass im Saal noch die Fenster und sonstige Einbauten fehlten, machte den Zuschauern nichts. So, wie nach jedem der anderen Filme auch, spendeten sie jedenfalls herzlichen Applaus.

Leichter Verzug am Neubau

Wann es im „Café“ die nächste Veranstaltung geben wird, ist etwas ungewiss. Denn die verstärkten Bemühungen, die Baukosten an der Braugasse im Plan zu halten, hat zumindest dem Neubau einige Wochen Verzug gebracht. Die KuFa lässt sich davon aber nicht beirren. Die nächsten „Abschied und Ankunft“-Veranstaltungen zum Umzug sind geplant, etwa ein Nachbarschaftsfest mit den Anwohnern des Marktes oder ein Bummel mit Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar. Und Verzögerungen sowie Umwege ist die KuFa ja seit dem Auszug 1999 durchaus gewöhnt.

www.awallisascreen.com