Blockhasche im Polenblock

Nun, wir spielten sie im blauen wie im gelben Block, der Wart war da nie dabei. Er musste schon in frühen Jahren Clubs gründen und führen. Am gelben stand lange in großer Schrift Club 17 oder 77  an der Wand, ich weiß es nicht mehr genau, aber ich bin mir sicher, der Wart hatte seine Finger im Spiel.

Bei dem Fangspiel rannten wir durch den Block hoch und runter, im sechsten Stock waren die drei Aufgänge des lang gezogenen Hauses verbunden. Der Reiz bestand darin, den aufgebrachten Mietern, die sich in ihrer Feierabendruhe- verständlicher Weise- gestört fühlten, zu entkommen.

Im so genannten Polenblock, der heutigen Stadtmauer, machte es umso mehr Spaß, er war bzw. er ist elend lang und das Gezeter unserer polnischen Gastarbeiter hatte einen speziellen Reiz.

In seiner Gedenkruhe gestört fühlte sich ein prominenter Vertreter der Jüdischen Gemeinde von Berlin, von einem Kurzfilm des international bekannten polnischen Künstlers Artur Zmijewski (45) aus der  durchaus empfehlenswerten Ausstellung „Tür an Tür: Polen – Deutschland“  im  Berliner Martin-Gropius-Bau.

Berek, auf Deutsch: „Hasch mich“, zeigt nackte Frauen und Männer in einem kahlen Raum, wie sie Fangen spielen. Zmijewski, drehte die Szene in einem ehemaligen Konzentrationslager – der Film ist bereits 12 Jahre alt. In Warschau gehört diese Arbeit in den Fundus des Museums für zeitgenössische Kunst, war dort zu sehen wie auch schon in Deutschland.

Auf Grund der Proteste wurde das Kunstwerk aus der Ausstellung entfernt.

Naja, das ist so eine Sache mit der Zensur von Kunst.

Ich frage mich, wer würde sich auf den Schlips getreten fühlen, wenn ich aus Erinnerungsgründen,  in dem Polenblock ,  in dem nicht nur polnische Gastarbeiter wohnten, eine ähnliche Kunstaktion filmen würde. In dieser durchaus für mich reizbaren Performance wöllte ich nicht an meine kindlichen Haschespiele erinnern. Nein, ich hätte die nicht so schönen Erlebnisse 1991 im Sinn.

Bei dem hoffentlich stattfindenden dt./pl. Projekt in der Kufa  könnte der Polenblock ja auch eine Rolle spielen und dann schön drauf achten, dass sich keiner ästhetisch und kulturell in seinen Empfindungen missverstanden fühlt.

Welch Kauder