Blockbuster/wie ich zum Cineasten wurde

Nun, ich dachte, wenn ich schon drei Monate, die Möglichkeit habe, mein Blogschreiberei in Kultur zu vergolden ,dann musst du die 50 km auf dich nehmen und umsonst ins Kino gehen. Und das in der Kufa. 50 km Hinfahrt, ließen mir Zeit über den Werdegang des durchaus erfolgreichen Kulturangebots Film des Vereins zu sinnieren.

Ich behaupte, der Wart aus dem gelben Block, hat mich zum Cineasten gemacht, und das vor 25 Jahren, ja so lange ist das her, dass ich im Laden Filme wie „Der andalusische Hund und oder Stalker“ sah. Ich war sehr jung und verstand nur die Hälfte, doch der Wart in seiner Funktion fand immer vor oder auch nach dem Film offiziell klärende Worte.

Na ja, ich und der Wart sind auch älter geworden, ich versteh´ jetzt mehr und der Wart musste sich mit neuen Aufgabenfeldern wie die Blocküberwachung beschäftigen.

Er fand einen würdigen Nachfolger und großen Cineasten, der heldenhaft das kleine Kino im Laden zu einem sich mit anderen durchaus messen könnenden Programmkino führte.
Dem Held des Blow-Up-Prokramm-Kinos der Kulturfabrik reicht es nicht, schnöde normale Filme abzuspielen. Nein, es darf auch mal ein Medienexploratorium (was das auch immer ist) sein oder es werden Regisseure und Schauspieler eingeladen. Die müssen dann Rede und Antwort stehen. (muss es der Wart nicht tun) Also rundum eine runde Sache, die jedem Cineasten wie mir, das Filmherz höher schlagen lässt. Und wenn ich dann 67 Jahre bin, geh´ ich in die Braugasse ins Seniorenkino.

Mit so schönen Vorstellungen und Vorfreude auf den Film verging die Fahrt wie im Flug.

Angekommen, begrüßte mich der erwähnte Held, mit den Worten „da seid ihr ja schon Zwei“. Ich sah mich sofort in den Laden zurück versetzt, wo ich mit zwei drei Gleichgesinnten komplizierte Filme schaute. Aus Angst davor, wieder nur die Hälfte zu verstehen, fragte ich, ob der Wart da sei. Nein, war die Antwort, aber seine Lebensabschnittsgefährtin sei noch im Büro und arbeite. Um die Zeit? So erfuhr ich, ganz nebenbei, dass in der Kufa im Zweischichtsystem gearbeitet wird.
Es waren dann doch sechs Leute, die sich den gar nicht so schwerköstlichen Film anschauten.

Bei der Heimfahrt dachte ich, wenn es nicht so weit wäre, würde ich ein wahrer Stammgast des Blow-Up- Kinos werden und würde dem Filmheld heldenhaft unter die Arme greifen.

Im blogschreibenden Zusammenhang fiel mir eine schon aufgeschriebene Geschichte ein. Ich dachte, da brauchste nicht lange überlegen, was du in den Blog hineinstellst, ist ja schon erdacht und von einem fleißigen Kinobesucher niedergeschrieben.

Selig, mit einem Schmunzeln im Gesicht, schlief ich ein.
Grund dafür war die nun folgende Geschichte, erlebt und aufgeschrieben von Rosi.

Schon immer habe ich etwas neidisch auf die Filmvorführer geschaut und ihre Fähigkeiten bewundert Filme einzulegen, zusammen zu kleben und hin-und her zu spulen. Soweit hoch motiviert,habe ich mir in mühevoller Kleinarbeit das Vorführen der Zelluloidstreifen angeeignet. Endlich war für mich Premiere, und was für eine.
Zum Jubiläum „20 Jahre Filmarbeit“hat sich Uwe P. die ungekürzte Fassung des Kriegsepos „Apocalypse Now“ gewünscht und ich durfte diesen Streifen vorführen. Ein ewig langer Film. Ich glaube es waren 8 Akte oder ca. 3 Stunden. Stolz meldete ich den Abschluss aller Vorbereitung.
Das Licht ging aus, der Film begann, bis zum 4 Akt. Dann plötzlich wirkte die Handlung irgendwie surrealistisch. Nun ich kannte den Streifen nicht und es war ja schließlich“ der „Directors Cut“. Also erst mal keine Aufregung. Der 6 Akt offenbarte allerdings das Chaos. Bereits Verblichene erlebten ihre Auferstehung und kämpften sich munter zu bereits erlebten Niederlagen vor.
Langsam dämmerte es mir. Ich hatte zwei Akte vertauscht!
In der Dämmerung spürte ich merkwürdige Blicke von Uwe P.
In meiner Aufregung wollte ich den Film anhalten, um die Akte wieder zurück zutauschen. Nach kurzem Überlegen dämmerte es mir zum zweiten Mal. Der Aufwand hierfür würde ca. eine Stunde in Anspruch nehmen. Bis dahinwäre jeder Krieg verloren.
Allso was soll´s, der Film lief weiter. Die richtige Reinfolge mussten wir uns selbst zurechtrücken. womit bewiesen ist, dass in der Kufa selbst Kino manchmal die Kreativität in den Köpfen des Publikums fordert.

 

Welch Kauder