Auf Grundlage der ausführlichen Analyse der Hoyerswerdaer GIHK-Werkstatt hat der Kulturfabrik e.V. das Projekt „Stadtteilanker“ entwickelt. In der Analyse ist der erhebliche Rückgang in den Wohngebieten an großen Einrichtungen, Trägern und Vereinen, welche kulturelle oder soziale Angebote regional und überregional vorhalten können, deutlich geworden. Dennoch gibt es…
Projekte Archiv: 2016 – „Vom Loslassen und Ankommen“
Ausgangspunkt:
Im Jahre 2007 führte unser Verein anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Hoyerswerda Neustadt“ das interdisziplinäre, fünf Dekaden umfassende Projekt „Die 3.Stadt“ durch. Für die 70er Jahre stand das Buchprojekt „Gesichter einer Stadt“. Dabei wurden 25 Gesprächen mit Arbeitern, Künstlern, Betriebsdirektoren, Pfarrern oder Lehrern geführt. Diese Portraits fanden den Weg in das Buch und beschrieben authentisch, kritisch und humorvoll ein Stück gelebte DDR-Geschichte.
2009 folgte ein zweites Buchprojekt, diesmal zum Thema Erinnerungen an die friedliche Revolution in Hoyerswerda. Wieder wurden weitere 25 Personen befragt und Portraits für das Buch „ Geschichten eines Umbruchs“ geschrieben.
Während der erfolgreichen Buchpräsentationen und dem großen Feedback, welche diese Publikationen in unserer Stadt hervorriefen, wurde immer wieder die Bitte laut, diese Biografien weiterzuerzählen.
Das Jubiläum im Jahre 2015 „25 Jahre Deutsche Einheit und Freistaat Sachsen“ war dafür ein passender Anlass.
Dank freundlicher Unterstützung durch die Staatsregierung des Freistaat Sachsen konnte das Projekt in Angriff genommen werden.
Wir haben dem Buch den Arbeitstitel „angekommen?“ verliehen und nach 25 weiteren Geschichten gesucht, die sich der Frage „angekommen in der neuen Gesellschaft“ widmen.
Wie sind die befragten Personen mit dem Umbruch klar gekommen, wie haben sie sich in die neue Gesellschaftsordnung eingefügt, sich mit ihr arrangiert oder sich in ihr engagiert. „Angekommen“ in den neuen Strukturen, dem Lebensumfeld, der sich völlig neu gestalteten Stadt in einem neuen „Bundesland“ oder in einem völlig neuen Lebensumfeld?
Erscheinen wird somit kein ausschließlicher Rückblick, sondern ein vielfältiger und spannender Ist-Zustand.
Dafür haben wir eine Redaktionsgruppe gebildet und eine umfangreiche Personenliste erstellt.
Gesucht und angesprochen wurden Menschen mit bewegenden Biografien, welche in den bisherigen Büchern noch nicht vertreten waren. Junge Geschäftsleute, Stadtentwickler, hinzugezogene Bürger aus den Altbundesländern, Politiker, Kulturmacher, erfolgreiche Unternehmer.
Welche Geschichten und persönliche Schicksale verbergen sich hinter den Gesichtern, die sich auch in den fotografischen Portraits widerspiegeln werde?
Gewonnen werden konnten für das Autoren-Team: Mandy Decker, Dr.Katharina Elle, Irmela Hennig, Mirko Kolodziej, Dirk Lienig, Angela Schuster und Olaf Winkler.
Vervollständigt wird das Buch mit Foto-Portraits von Torsten Lützner und Holger Griebsch.
Das Buch wird im selber Layout wie seine Vorgänger erscheinen und somit eine Trilogie vervollständigen, bei der es sich um eine einmalige Langzeitbeobachtung unserer Stadt und ihrer Menschen handelt.
Erscheinen wird das Buch, das nun den Titel: „Vom Loslassen und Ankommen – Hoyerswerda 1990 – 2015“ trägt, Anfang 2016 erscheinen.
Die Buchpremiere fand am 30.3. 2016 statt.
Das Buch ist in der Kulturfabrik erhältlich.
Das Projekt wurde im Rahmen des Programmes „25 jahre Deutsche Einheit und Freistaat Sachsen“ gefördert durch den Freistaat Sachsen.
Presse:
01. April 2016, Lausitzer Rundschau
Geschichten über das Ankommen
Die Kulturfabrik hat ihr neues Buchprojekt vorgestellt / 25 Hoyerswerdaer erzählen von sichHoyerswerda Mit ihrem neuen Porträt-Buch „Vom Loslassen und Ankommen“ hat die Kulturfabrik Hoyerswerda eine außergewöhnliche Trilogie vollendet. Damit liegt nun ein einzigartiges Zeugnis über die Geschichte dieser Stadt und ihrer Menschen vor.
Die Buchautoren: Mirko Kolodziej, Dirk Lienig, Holger Griebsch, Angela Schuster, Torsten Lützner und Mandy Decker (v.l.n.r.). Foto: cw
Nichts kann soviel über eine Stadt erzählen wie ihre Bewohner selbst. Dieser einfachen Logik folgt die Idee einer Buchreihe der Kulturfabrik Hoyerswerda, innerhalb der in dieser Woche ein dritter Teil erschienen ist. Unter dem Titel „Vom Loslassen und Ankommen“ erzählen darin 25 Hoyerswerdaer über ihr Leben, Lieben und Leiden in dieser Stadt in den vergangenen 25 Jahren.
Allen Porträt- und Interviewtexten liegt die Frage zugrunde, wie diese Menschen – darunter Geschäftsleute, Ärzte, Politiker, Kulturmacher und Pfarrer – nach dem politischen Umbruch von 1990 in der neuen Gesellschaft angekommen sind. Von Brüchen und Enttäuschungen ist dabei genauso zu lesen wie von ungeahnten Chancen und neue Freiheiten. Immer geht es um die Suche nach dem eigenen Weg und um das Ankommen bei sich selbst.
Zusammen mit den beiden Vorgängerbüchern „Gesichter einer Stadt“ (2007) und „Geschichten eines Umbruchs“ (2009), in denen jeweils 25 Menschen über die 1970er-Jahre und über die Wendezeit 1989/90 in Hoyerswerda berichteten, ergibt sich nun ein wunderbares Erinnerungsbuch, das lebendiger kaum sein könnte.
Sieben Autoren haben die sehr persönlichen und anregenden Geschichten für das neueste Buchprojekt aufgeschrieben, das mit Fördergeldern des Freistaates Sachsen anlässlich „25 Jahre Deutsche Einheit“ entstehen konnte. „Wir freuen uns, dass unser Buch durch so unterschiedliche Herangehensweisen und Handschriften geprägt ist“, sagt Kufa-Geschäftsführer Uwe Proksch stolz. So erkunden die Journalisten Mandy Decker und Mirko Kolodziej zum Beispiel, warum Hoyerswerdas Kinochef Gerd Sprecher so sehr die Oper liebt und wie bei Gerhard Schlegel der Optimismus verschwand. Dirk Lienig zeichnet mit seinen literarischen Selbstbetrachtungen die eigene Sicht auf das „Loslassen“. Weitere Autoren sind Katharina Elle, Irmela Hennig, Angela Schuster und Olaf Winkler. Die Fotografen Torsten Lützner und Holger Griebsch haben zudem 25 Foto-Porträts von den Protagonisten angefertigt.
Vielfältig sind auch die Menschen, die ihre Lebensgeschichte in dem Buch preisgeben: Der Arbeiterwohlfahrt-Chef Torsten Ruban-Zeh erinnert sich ebenso wie Pfarrer Jörg Michel, die Sportmanagerin Daniela Fünfstück und das Kulturmacher-Ehepaar Helene und Martin Schmidt an die Jahre des Umbruchs. Die Schwarzkollmer Ortsvorsteherin Gertrud Winzer erzählt, wie man aus nichts etwas macht, und der CDU-Landtagsabgeordnete Frank Hirche darüber, wie alle und alles immer auf dem Weg sind.
Catrin Würz