Projekte Archiv: 2005 – Hier bin ich geborn

„Hier bin ich geborn“
Ein Projekt der Kulturfabrik Hoyerswerda
zum Jubiläum
„50 Jahre Neues Hoyerswerda“

„Hier bin ich geborn…“
hier bin ich geborn
so wie ins wasser fiel der stein
hier hat mich mein gott verlorn
und hier holt er mich wieder ein
(Gundermann)

Ausstellung zum Jubiläum 50 Jahre Neue Stadt Hoyerswerda | 12.  30.09. 2005 |
Ecke Niederkirchner / Mannstraße im WK 3 (ehem. Videothek) | Hoyerswerda

hbig_04Die KulturFabrik Hoyerswerda präsentiert im Rahmen der Feierlichkeiten zu den Grundsteinlegungen für die Neue Stadt Hoyerswerda und dem Kraftwerk „Schwarze Pumpe“ die Ausstellung “ Hier bin ich geborn…“ in einem leerstehenden Ladengeschäft. Entgegen den zahlreichen anderen Aktivitäten setzt sich dieses Projekt mit den Befindlichkeiten der Kinder und Jugendlichen auseinander und schließt somit eine wichtige Lücke im Rückblick auf 50 Jahre bewegte Geschichte.

Es ist die erste Generation, die durchweg „Hoyerswerda“ als Geburtsort benennt, ihre Großeltern und ein großer Teil ihrer Eltern sind sozusagen: zugezogen.Es ist die Generation die nach abgeschlossener Schulausbildung die Stadt heute verlässt bzw. verlassen muss. Ihre Erfahrungswelt bezieht sich auf die Nachwendezeit, in der die Neue Stadt ihr Werk als Arbeitgeber verloren hat und damit existentiell zur Disposition steht. Sie erleben eine Stadt die trotz ihres Pilotcharakters verbunden mit dem Euphorismus der Gründerjahre, heute mit einem negativen Image behaftet ist.

hbig_01Wie fühlt sich „Heimat“ unter diesen Umständen an? Welchen Platz nehmen sie im Schrumpfungsprozess der Stadt ein? Welches Lebensgefühl nehmen sie mit für ihre persönliche Zukunft? Nur einige der Fragen, die im Vorfeld der Ausstellung im Rahmen von Kreativcamps, Workshops, Kursen auch in Zusammenarbeit mit Schulen behandelt worden sind. Entstanden sind beeindruckende und berührende, künstlerische Exponate in Form von Objekten, Installationen, Fotos, Gedichte, Video‘ s und Hörinstallationen. Darüber hinaus haben die Ausstellungsmacher die gedankliche Option der „3. Stadt“ eröffnet, die nach der „Altstadt“ und der „Neustadt“ folgt. In einem speziellen Ideen- Workshop wurden 14  20 jährige aufgefordert, die Brachen und leerstehenden Gebäude im Zentrum der Stadt mit völlig neuartigen Funktionen zu besetzten. Dabei ging es erst mal um das Entdecken von Potentialen, um das setzen von Impulsen für eine zukünftige (wenn auch deutlich kleinere), spannende Stadt, die Perspektiven für Jugend nicht mehr scheut.

hbig_03Mit der Ausstellung hat die Jugend der Stadt ein Podium erhalten, welches sich vor allem auch an die älteren Bürger der Stadt wendet. Dabei geht es nicht darum die Generationen gegeneinander auszuspielen, sondern den Tatbestand zu hinterfragen, wie selbstverständlich mittlerweile die Abwanderung der Jugend hingenommen wird. Ist es möglich einen Dialog zwischen alt und jung über eine gemeinsame Perspektive der Stadt zu eröffnen?
Die Ausstellung hat geöffnet vom 12.  30. Sept. , Di. Do. und So. von 14.00 bis 18.00 Uhr.

Dorit Baumeister (Projektleitung)

Rahmenprogramm – Ausstellungsprojekt
12.-30.9. | jeweils Di-Do & Sa von 14 18 Uhr
Geschäftsräume Niederkirchner / H.-Heine-Str.

22.9. | 20 Uhr | Videotheke
„Die fetten Jahre sind vorbei“

25.9. | 11 Uhr
Das literarische Frühstyxei
Picknick im Grünen mit Herrn Rittersporn-Kaszyschke

28.9. | 20 Uhr | Videotheke
„Schultze gets the Blues“

30.9. | 20 Uhr | Finnisage
mit (geplant) Konzert
Plattenbau-Romantiker

Pressestimmen: Sächsische Zeitung
Donnerstag, 8. September 2005
Der Jugend Stimme geben
Von Rainer Könen

Wie Jugendliche und Kinder ihre Perspektiven in Hoyerswerda sehen, wird nun im Rahmen einer Ausstellung thematisiert.

hbig_05Hoyerswerda. Für Dorit Baumeister steht schon jetzt fest, dass es eine Ausstellung sein wird, die „nicht nur mit einem ungewöhnlichen und unkonventionellen Konzept aufwartet“. Vielmehr solle man sich bei dem Besuch auf Dinge einstellen, die in ihrer provokanten Direktheit erst einmal verarbeitet werden müssten. Das dürfte spannend sein, was man da von der kommenden Woche an in den ehemaligen Geschäftsräumen in der Ecke Niederkirchner-Straße und Mann-Straße (WK 3) sehen und auch hören wird.

Denn dort wird am Montagnachmittag (16 Uhr) eine Ausstellung eröffnet, die den Titel „Hier bin ich geborn. . .“ trägt und auf der die Ergebnisse eines Projektes vorgestellt werden, das der Initiator, die KulturFabrik, als einen Beitrag zum 50. Jahrestag der Grundsteinlegung der Neustadt versteht.

hbig_06Rund 100 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 20 Jahren hatten in den vergangenen Monaten unter der Anleitung von Dorit Baumeister Ideen ausgearbeitet, wie das Leben in Hoyerswerda künftig für die hier lebenden Menschen, speziell das der Jugendlichen, aussehen könnte. Wesentlich sei dabei gewesen, „einmal zu erfahren, wo unsere Nachwende-Generation ihren Platz in dieser Stadt sieht“. In diesen Kreativrunden sei Überraschendes und Ungewohntes herausgekommen. Mehr wolle sie nicht verraten, so Baumeister.

Welche Vorstellungen die Jugendlichen haben, wie Teile der Neustadt künftig noch lebenswerter und attraktiver gestaltet werden können, das wird diese auf drei Wochen angelegte Ausstellung ebenfalls zeigen. Neben Zeichnungen, Fotografien oder Gedichten werden auch etliche Multimedia-Arbeiten präsentiert. Dazu gehört ein Lied der „Plattenbau-Romantiker“. Die hatten eigens für diese Exposition einen Song kreiert, der „zum Teil sehr aufwühlende Passagen beinhaltet“, so Dorit Baumeister.

Die Verantwortlichen der KulturFabrik hatten dieses Projekt auch aus dem Grunde ins Leben gerufen, um „den jungen Leuten in der Stadt eine Stimme zu geben“, ihnen eine Gelegenheit zu bieten, an dem Ungestaltungsprozess, den die Stadt durchläuft, aktiv mitwirken zu können. Dabei, so Projektleiterin Baumeister, sei sehr deutlich herausgekommen, dass „die Jugend trotz der fehlenden beruflichen Perspektiven eine sehr intensive Bindung zu Hoyerswerda hat“.

Pressestimmen: Lausitzer Rundschau
Lausitzer Rundschau 13.09.2005

Rasen betreten unbedingt erlaubt
Ungewöhnliches Kufa-Ausstellungsprojekt eröffnet

Seit gestern gibt es in Hoyerswerda noch eine Wiese mehr. Allerdings handelt es sich bei dem fachmännisch verlegten Rollrasen (noch) nicht um den leeren Fleck, den wieder mal ein Abrisshaus in der Stadt hinterlassen hat, sondern um ein ungewöhnliches Ausstellungsprojekt.

Unter den Titel «Hier bin ich geborn» hat der Kulturfabrik-Verein seinen ganz speziellen Beitrag zum Jubiläum «50 Jahre neue Stadt» gestellt: Auf einer «Wiese» in leer stehen Geschäftsräumen in der Neustadt werden künstlerische Exponate, Ideensammlungen, Fotos, Gedichte, Videoprojekte und Hörinstallationen präsentiert, die alle eines gemeinsam haben: Sie erzählen von den Befindlichkeiten junger Menschen in ihrer Heimatstadt Hoyerswerda.

«Natürlich erleben Kinder und Jugendliche diese Stadt ganz anders als ihre Erbauer. Dem wollen wir nachspüren» , sagt Projektleiterin Dorit Baumeister. Die ausgestellten Arbeiten sind in Workshops der Kufa oder im Kunstunterricht des Foucault–Gymnasiums entstanden. 14- und 15-jährige Schüler aus der Mittelschule am Planetarium haben Gedichte über Hoywoy verfasst. Und auf symbolische Seifenblasen haben junge Leute ihre Fantasie-Ideen für die Zukunft ihrer Stadt geschrieben.  (cw)

Pressestimmen: Lausitzer Rundschau
Lausitzer Rundschau 13.09.2005

Gute Erkenntnis
Von Catrin Würz

Früher gehörte die Stadt Hoyerswerda mal zu den jüngsten Städten im Lande überhaupt. Mit den meisten Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung. Das ist lange her. Doch die Frage, was denn die heutige jüngste Generation dieser Stadt über ihre Heimat denkt, ist spannend wie eh und je. Das beweist die Ausstellung «Hier bin ich gebor’n» ein ungewöhnlicher Beitrag der Kulturfabrik zum Stadtjubiläum. Wer die vielen Exponate betrachtet hat, kommt zu dem Schluss: Ja, die Jugend mag ihre Heimat  trotz alledem. Die Frage nach dem Lieblingsplatz bleibt bei keinem unbeantwortet.