Auf Grundlage der ausführlichen Analyse der Hoyerswerdaer GIHK-Werkstatt hat der Kulturfabrik e.V. das Projekt „Stadtteilanker“ entwickelt. In der Analyse ist der erhebliche Rückgang in den Wohngebieten an großen Einrichtungen, Trägern und Vereinen, welche kulturelle oder soziale Angebote regional und überregional vorhalten können, deutlich geworden. Dennoch gibt es…
Projekte Archiv: 2013 – Fotokunstprojekt „sonntags“
Nach über einem halben Jahr Laufzeit mit erfreulich vielen neugierigen Besuchern laden die Veranstalter (Kufa und Energiefabrik) am 3.11. um 15 Uhr zur Finissage, der feierliche Abschlussveranstaltung dieser besonderen Ausstellung, recht herzlich ein. Die letzte Gelegenheit vorerst die Bilder zu sehen. Die Ausstellung wird planmäßig eingepackt und in genau 10 Jahren wieder gezeigt.
Solange es das Medium Fotografie gibt, hatte dieses auch immer einen dokumentarischen Charakter. Wenn man sich in einem soziokulturellen Zentrum, wie der Kulturfabrik, dieser Kunstform widmen will, was läge also näher als Menschen, Gesellschaft und Kunst miteinander zu verbinden. Geboren war das Foto-Projekt „sonntags“.
Die Idee des Projektleiters Dirk Lienig bestand darin Menschen zu finden, die bereit waren kontinuierlich ein Jahr lang jeden Sonntag ein Foto in ihrem Lebensumfeld zu schießen. Egal wo sie sind. So entstehen Motive beim bummeln in der Stadt, im Urlaub oder einfach beim abhängen in der Wohnung. Die Fahrt im Auto wird genauso dokumentiert wie der Spaziergang durch den Wald oder ein kulturelles oder privates Ereignis. Die Hoffnung war viele Teilnehmer für das Projekt zu gewinnen, um über einen individuellen Blick ein repräsentatives Bild vom gesellschaftlichen Leben zu gewinnen.
34 Fotografen haben letztendlich den Projektzeitraum durchgehalten. Über 1.700 Fotos sind das Ergebnis. Die Aktion begann am ersten Sonntag im Januar 2012 und endet am letzten Sonntag im Dezember des gleichen Jahres.
Nun wird dieses einmalige Spiegelbild in einer großen Ausstellung gezeigt. Dank freundlicher Unterstützung der Energiefabrik in Knappenrode steht für die Präsentation ein halbes Jahr die Umkleidekaue in dem sächsischen Industriemuseum zur Verfügung.
In der Vernissage am 7.4., natürlich einem Sonntag, sehen die Fotografen auch die Arbeiten ihrer Mitstreiter zum ersten Mal. Ein riesiges Puzzel wird sichtbar, vom lebendigen Leben in einer schrumpfenden Stadt. Man kann die Jahres-Reihe des einzelnen Fotografen abgehen oder sich Sonntags-Scheiben mehrerer Teilnehmer gleichzeitig betrachten. Man wird den Wechsel der Jahreszeiten in den Bildern sehen, einzigartige subjektive Einblicke in private und gemeinschaftliche Ereignisse, aber auch Überschneidung von Fotomotiven verschiedener Fotografen bei bestimmten kulturellen Höhepunkten. Entscheiden ist nicht in erster Linie die künstlerische Qualität der einzelnen Bilder, aber natürlich wird man auch da ganz spannende Momente entdecken, vielmehr geht es um dieses große Kaleidoskop, um eine fotografische Dokumentation der Vielfalt des Lebensalltags in Hoyerswerda. Es entsteht eine fotografische Chronik, eine Erzählung in Bildern und die kommt mitten aus dem Leben.
Die einführende Worte hält der ehemalige Direktor der Lausitzer IBA, Herr Prof. Kuhn.
Wir laden alle herzlich ein, sich diese einmalige Ausstellung nicht entgehen zu lassen.
Vernissage: 7.4. um 14 Uhr
Ausstellung 7.4. bis Ende Oktober 2013
SÄCHSISCHES INDUSTRIEMUSEUM
ENERGIEFABRIK KNAPPENRODE
Ernst-Thälmann-Straße 8, 02977 Hoyerswerda/OT Knappenrode
„sonntags“ Projektverlauf
In der ersten Woche im Januar 2012 fangen wir mit einem Einführungskurs an. Die Fotografen kennen dann ihre Aufgaben und Dirk Lienig sammelt die digitalen Fotos wöchentlich ein.
Stand 14.01.2013
34 Fotografen haben durchgehalten, jetzt werden alle Bilder sortiert, layoutet, beschriftet und für die Ausstellung gedruckt. Unterstützt wird das Projekt durch Rico Hofmann und die Energiefabrik Knappenrode.
Stand 24.2.2012
bisher arbeiten 37 Fotografen am Projekt mit, die ersten 200 Fotos sind archiviert, zum Schluss werden es, wenn alle dabei bleiben, 1924 Bilder aus dem Leben dieser Stadt sein.
Stand 4.3.2013
Das Plakat und die Einladungskarte sind fertig.
Stand 7.4.2013
Die Ausstellung wird durch Herrn Prof. Kuhn in der Energiefabrik Knappenrode und in Anwesenheit von über 120 Bürgern eröffnet.
Stand 12.4.2013
Ein Schreibwettbewerb zur Ausstellung wird ausgerufen!
http://www.kufa-hoyerswerda.de/schreibwettbewerb-sonntags.html
Stand 10.10.2013
Zur Finissage am 3.11. wird eingeladen!!!!
Montag, 08.04.2013 Sächsische Zeitung / Hoyerswerdaer Tageblatt
Jeden Sonntag das perfekte Foto-Motiv finden
Die Ergebnisse eines Ein-Jahres-Projekts der KulturFabrik zeigt seit gestern eine Ausstellung in Knappenrode.
Von Rainer Könen
Großes Interesse: Weit mehr als 100 Besucher kamen gestern zur Vernissage des KuFa-Fotoprojektes „sonntags“.Foto: Rainer Könen
Wer fotografiert hier wen und warum? Wenn eine Ausstellung von zahlreichen Fotografen gestaltet wird, kann es in Sachen Motivsuche schon mal unübersichtlich werden. Das konnte man gestern in der Knappenroder Energiefabrik beobachten, wo sich 34 Fotografen zur Eröffnung des Kunstprojektes „sonntags“ trafen. Die an dem Projekt der KulturFabrik (KuFa) Hoyerswerda beteiligten Hobbyfotografen ließen es sich dabei nicht nehmen, all das festzuhalten, was bei einer solchen Ausstellungseröffnung erinnerungswürdig sein könnte. Projektleiter Dirk Lienig zeigte sich begeistert von den „aufschlussreichen Bildern“, die er im Laufe des vergangenen Jahres erhalten hatte. Jeden Sonntag ein Foto aus dem privaten oder gesellschaftlichen Umfeld zu machen und das ein Jahr lang, das war auch für Hartmut Hermsdorf eine „reizvolle Aufgabe“. Der 63-jährige Hoyerswerdaer, Mitglied des KuFa-Fotostammtisches, erzählte, dass er viele seiner Motive beim sonntäglichen Spaziergang gefunden habe.
Professor Dr. Rolf Kuhn, der ehemalige Direktor der Internationalen Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“, bezeichnete diese Ausstellung in seiner Rede als ein „Stück Kulturgeschichte“. Die Bilder, die die Fotografen eingereicht hätten, würden Außenstehenden ein differenziertes Bild vom Leben in der Stadt, von den Menschen vermitteln. Kuhn weiter: „Hätte man ein solches Projekt kurz nach der Wende durchgeführt, wären die Motive andere gewesen.“ Diese Bilder seien ein Stück Kultur, die man für die Nachwelt erhalten müsse.
Insgesamt sind in der Kaue der Energiefabrik 1.771 Bilder zu sehen. Bilder, die mit „Opernabend mit Madame Butterfly“, „Fachsimpelei“ oder „Spitzenköche“ betitelt wurden.
Für Dirk Lienig spielte die Qualität der eingereichten Fotos nur eine untergeordnete Rolle. „Mir kam es vielmehr auf die Geschichten hinter den Bildern an“, so Lienig. So sieht man in der Ausstellung nicht nur Fotos, die die heiteren Seiten des Lebens zeigen, auch Tod und Krankheit werden thematisiert. Wer sich für die Ausstellung Zeit nimmt – und die sollte man sich auf jeden Fall nehmen – der wird viele Facetten der Stadt Hoyerswerda erkennen. Einer Stadt, die zwar schrumpfe, so Lienig, die aber sehr lebendig sei. Für etliche der beteiligten Fotografen war die Teilnahme auch mit der Erkenntnis verbunden, dass der Sonntag ein besonderer Tag fürs Fotografieren ist. Denn schließlich ist dieser Tag so eine Art Metapher für das Freizeitverhalten. Wer da dachte, dass das ein Selbstläufer werden würde, der sah sich getäuscht. Jeden Sonntag im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken, dies empfand Hartmut Hermsdorf als „eine echte Herausforderung“.
Die Ausstellung „sonntags“ ist bis zum 31. Oktober 2013 in der Energiefabrik Knappenrode (Ernst-Thälmann-Straße 8) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag (9 bis 17 Uhr); Samstag/Sonntag/Feiertag 10 bis 17 Uhr.