Projekte Archiv: 2019 – „Kein schöner ____ in dieser Zeit“

Matinee: Sonntag, 22.9., 11 Uhr

Im Sommer 2019 bewegt sich was durch Sachsen. Ab Mitte August bis Ende September rollt eine mobile Wanderausstellung mit dem Titel „Kein schöner ____ in dieser Zeit“ durch vier Kleinstädte in verschiedenen Teilen des Landes und macht dort für jeweils eine Woche halt. Auf einem zentralen, öffentlichen Platz im Zentrum der Städte werden künstlerische Arbeiten zu sehen sein, die zu einer differenzierten Beschäftigung mit Sachsen anregen und Berührungspunkte mit zeitgenössischer Kunst im ländlichen Raum schaffen wollen. Ausgehend von der Frage, wie wir als inzwischen eindeutig bunte Gesellschaft in Sachsen zusammenleben wollen, schürfen die Künstler*innen in biografischen und kollektiven Erinnerungen, erkunden  – im Hinterkopf das „Sachsenbashing“ –  die Konstruktion medialer Bilder, setzen auf direkte Teilhabe an kulturellen sowie politischen Prozessen und konfrontieren die Besucher*innen spielerisch mit sich selbst und ihrer Sichtweise auf ihren Wohnort.

Auch der Ausstellungstitel mit Leerstelle, der auf ein populäres Volks-und idealisierendes Heimatlied verweist, möchte dafür sensibilisieren, sich mit Fragen des Lebens in Gemeinschaft im ländlichen Raum – auch in Hinsicht auf die bevorstehende Landtagswahl –zu beschäftigen.

Nicht nur ihr Blick auf Sachsen ist vielseitig, sondern auch die Medien, mit denen die  Künstler*innen arbeiten. Neben einer partizipativen Arbeit, die direkt den öffentlichen Umraum der Ausstellung  miteinbezieht, werden mehrere Foto- und Konzeptarbeiten auf einem auf- und abbaubaren Modulsystem aus Metall präsentiert. Mit auf Reisen geht ebenfalls ein Kleinbus, in dem  eine Video- Raumarbeit installiert sein wird. Da die Künstler*innen mit der lokalen Bevölkerung in engen Kontakt treten und gemeinsamen Gesprächen viel Raum geben wollen, ergänzt die für alle frei zugängliche Ausstellung ein mit den jeweiligen Kooperationspartner*innen abgestimmtes Vermittlungsangebot. Neben einem Zeitzeuginnengespräch kann unter anderem zwischen einem Programm für Schulklassen sowie einem Erzählcafé gewählt werden – auch Workshops mit den Künstler*innen oder moderierte Diskussionen mit lokalen Bezug sind möglich.  Auf ihrer Tour quer durch Sachsen bewegt sich die Ausstellung von Döbeln nach Weißwasser  über Annaberg-Buchholz bis nach Hoyerswerda.
Unterwegs und vor Ort wird sie von zahlreichen Kooperationspartner*innen unterstützt und durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen sowie durch den KV – Kunstverein für zeitgenössische Kunst und weiteren gefördert.

Bevor die Ausstellung nach der Landtagswahl – vorerst – zum Stehen kommt, möchte sie Gedanken anregen, Menschen berühren, gemeinsam Visionen eines weltoffenen Sachsen entwickeln und auch im nächsten Jahr wieder willkommen sein.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei  der Kulturstiftung Sachsen, dem Landesprogramm Weltoffenes Sachsen und dem Kunstverein Leipzig für die Förderung und unseren Kooperationspartner*innen dem Treibhaus e.V. Döbeln, SKZ Telux /Mobile Jugendarbeit und Soziokultur e.V, Weißwasser und dem Neues Konsulat / lichtfabrik e.V. Annaberg-Buchholz sowie dem Kulturfabrik Hoyerswerda e.V.

Im Rahmen der interkulturellen Woche zu Gast in Hoyerswerda: 22.-28.9.2019, Kufa Freigelände

Das Begleitprogramm zum Ausstellungsprojekt
„Kein schöner ____ in dieser Zeit“
22.-28.9.2019 zu Gast in Hoyerswerda im Kufa Freigelände
Eintritt frei!

– Rundgang und Künstler*innengespräch
22.09., 11 Uhr Matinee /25.09., 16 Uhr
Gemeinsam mit den anwesenden Künstler*innen starten wir mit einem Rundgang durch die Ausstellung und jede*/r hat ausreichend Zeit die Arbeiten auf sich wirken zu lassen und mit den Künstler*innen in einen Dialog zu kommen.

– Fotorundgang „Stigmatisierte Orte“ mit Rafael Brix und Frieder Bickhardt
24.09., 17 Uhr
Die Fotografen Frieder und Rafa („unofficial.pictures„) – Autoren der Arbeit »Gefährlicher Gegenstand: Eisenbahnstraße« laden ein, über vorgefertigte Bilder von Orten sowie deren Bewohner*innen zu. Mit geschärfter Wahrnehmung und neuen Ideen geht’s anschließend auf Fototour an solche möglicherweise „stigmatisierten Orte“ in Hoyerswerda, wobei ein neuer fotografischer Blick, der mit stereotypen Darstellungsweisen bricht, erkundet und eingeübt werden soll.

EXTRA Veranstaltung
„In Zeiten wie diesen“ Choreographie der Tanzkompanie Golde G. (Cottbus)
25.09., 19 Uhr
Das Tanzstück setzt sich mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation in der Lausitz auseinander: ein Nachdenken über den Begriff Heimat – im Hier und Jetzt. Die Choreografie spiegelt die Stimmungen, Wünschen, Hoffnungen differenziert wider; auf Grundlage von Interviews mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen – unabhängig von Nationalität, Religion und Herkunft. Bei schlechtem Wetter findet die Aufführung im Kufa-Saal statt.

–  Zeitzeugingespräch: „Zwangsadaption in der DDR“
mit Angelika Polat zu einer Arbeit von Sophie Stephan
26.09., 18 Uhr
Ausgehend von der künstlerischen Arbeit von Sophie Stephan ein Zeitzeugingespräch mit Angelika Polat zum Thema „Zwangsadoption in der DDR“ statt. Vor Ort erfolgt die Besichtigung der im stetigen Austausch von Stephan und Polat gemeinsam in einem künstlerischen Prozess entwickelten Arbeit „Annäherung“ – eine mediale und persönliche Aufarbeitung der bewegenden Geschichte Polats als einer Mutter, der zu DDR Zeiten die Tochter „gestohlen“ wurde.
Anschließend können die Besucher*innen mit Angelika Polat über diese traumatischen Erfahrungen sprechen oder vielleicht sogar selbst eigene Erinnerungen teilen. Der zweite Gast des bewegenden Abends ist Andreas Laake, selbst Betroffener und Gründer der Interessen Gemeinschaft „Gestohlene Kinder der DDR“, der seine persönliche Perspektive und einen Blick auf die Arbeit des Vereins auf dieses bis heute nicht ausreichend aufgearbeitete Thema einbringen wird.

– Erzählcafé
28.09., 16 Uhr
Am Sonnabend, dem letzten Tag der Ausstellung laden die Künstler*innen zum moderierten und für alle offenen Erzählcafé ein. Vorweg besteht letztmalig die Möglichkeit, an einem Rundgang durch die Ausstellung teilzunehmen. Anschließend können sich die Besucher*innen in entspannter Atmosphäre bei Kaffee und Leckereien an Tischen zusammenfinden und über Fragen rund um das Zusammenleben in Sachsen ins Plaudern kommen.

 

https://www.indieserzeit.de/

 

Spendenaufruf!

Die Wanderausstellung »Kein schöner ____ in dieser Zeit« soll im August starten und braucht eure Hilfe!

Wie wollen wir zukünftig Zusammenleben? Mit dieser Frage im Gepäck touren wir, eine Gruppe von Künstler*innen aus Leipzig, zwischen August und September durch vier verschiedene kleine Städte in Sachsen. Eine Kunstausstellung im öffentlichen Raum soll es angesichts der Landtagswahl ermöglichen, mit den Menschen über diese drängende Frage ins Gespräch zu kommen.

Ein wichtiges Anliegen findet auch die Kulturstiftung des Freistaates und fördert uns. Dennoch liegt noch ein Teil der finanziellen Strecke unserer Wanderausstellung vor uns. Deshalb brauchen wir eure Unterstützung! Zu stopfen ist noch eine Finanzlücke von 8800 Euro, die wir als Eigenmittel in das Projekt einbringen müssen.

Dabei könnt ihr uns helfen – jeder Euro zählt! Spenden könnt ihr direkt an:

Treibhaus e.V.
IBAN: DE59 8605 5462 0037 0022 87
BIC: SOLADES1DLN (Kreissparkasse Döbeln)
Verwendungszweck: Wanderausstellung

Weitere Informationen zu uns, unseren Arbeiten, dem Vermittlungsprogramm und wie ihr unsere Idee und das Projekt außerdem unterstützen könnt, erfahrt ihr unter: www.indieserzeit.de und auf unserem Instagram-Account @in_dieser_zeit.

Danke und wir freuen uns natürlich, euch direkt bei der Ausstellung oder den begleitenden Workshops zu sehen!

 

Die Künstler*innen

Bea Nielsen (*Rostock)
Nielsen hat bis 2012 Kunst und Philosophie am Caspar-David-Friedrich-Institut in Greifswald studiert. Seit 2016 lebt und arbeitet sie freischaffend in Leipzig. Ihre Arbeiten sind oft biografisch motiviert und rücken existenzielle Fragen in den Mittelpunkt. Sie experimentiert mit verschiedenen Formen der Fotografie, Texten, Malerei und Objekten. Ihr künstlerischer Werdegang umfasst zahlreiche Ausstellungen in Greifswald, Berlin und Leipzig. Fotografien von ihr befinden sich in Privatsammlungen. Website: beanielsen.com

Paul Altmann (*1983 in Rostock)
Altmann absolvierte 2017 ein Meisterschülerstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in der Klasse Bildende Kunst bei Prof. Helmut Mark. Er arbeitet in den Bereichen Fotografie, Konzept, Video, Text und Objekt. Der Künstler hat deutschlandweit an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und publiziert seit 2011 regelmäßig. In seinen Arbeiten untersucht er unter anderem Grenzziehungen und ihre Bedeutungen sowie den Grad der Selbst-bestimmung, den wir ihnen gegenüber einnehmen können. Altmann lebt und arbeitet in Leipzig. Website: paulaltmann.de

Isaak Broder (*Karlsruhe)
Broder hat ein Meisterschülerstudium bei Bogomir Ecker an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig absolviert. Seit 2010 ist er als freischaffender Künstler in Berlin tätig gewesen und gründet 2014 und leitet seitdem das BB Labor – Ort für analoge Fotografie in Leipzig; zum einen Produktionsort für hochwertige analoge Schwarzweiß- Fotografie, zum anderen ein temporärer Ausstellungsraum für zeitgenössische Fotografie. Selbst ausgestellt hat Broder unter anderem in Berlin, Braunschweig, Köln und Karlsruhe. Aktuell arbeitet er intensiv an symbolhaften Bildzusammenstellungen und untersucht bildnerische Erinnerungsräume, die zum Nachdenken über die Bedeutung und Bewahrung unserer Landschaften anregen. Broder lebt und arbeitet in Leipzig, Berlin und Mexiko Stadt. Website: isaakbroder.cargo.site
unofficial.pictures

Frieder Bickhardt (*1987 in Berlin) und Rafael Brix (*1988 in Suhl) studierten beide zunächst Fotojournalismus & Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover und nahmen dann an den internationalen Semestern Photojournalism sowie Advanced Visual Storytelling an der Danish School of Media and Journalism in Aarhus teil. Seit Anfang 2016 arbeiten sie zusammen in Leipzig als unofficial.pictures. Sie sehen sich als Plattform, die Fotografie und Film Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen als Medien zum Erzählen von Privatem und Politischen zugänglich machen will. Website: unofficial.pictures

Julia Peters (*1986 in München)
Peters absolvierte 2013 ein Studium der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte, Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Magister Artium. Seit 2015 studiert sie Freie Kunst an der Bauhaus Universität Weimar auf Diplom. In ihren Arbeiten thematisiert sie in den Bereichen Malerei, Installation und Konzeptkunst inner- und zwischenmenschliche Beziehungen. Sophie Stephan (*1985 in Rochlitz)
Die Künstlerin erwarb 2013 ihr Diplom mit dem Schwerpunkt Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seitdem ist sie als Videographin, Kunstvermittlerin und Filmschaffende tätig. Ihre Arbeit an den Schnittstellen zwischen Kunst, Kunstvermittlung und medienpädagogischen Projekten impliziert partizipatives-künstlerisches Forschen, das die gesellschaftliche Teilhabe unterstützt. Als freischaffende Künstlerin realisiert sie vorwiegend konzeptuelle Arbeiten, die je nach Kontext und Thema in Form von Videos, Performances, Fotografien, aber auch partizipativen Projekten realisiert werden.