Ostblockblues im Block 31
Gas, Wasser, Energie, Schwarze Pumpe liefert sie und ich mitten drin in den Achtzigern.
Jeden Tag in aller Herrgottsfrühe strömten die Menschen aus den Wohnblöcken, ich aus dem blauen und der Wart aus dem gelben. Der Wart ab in den Tagebau – Großgeräte steuern und ich ab zum Kraftwerksblock 31 – die vom Wart geförderte Kohle verbrennen.
Maschinist für Wärmekraftanlagen, so die Bezeichnung meines erlernten Berufes im Berufslehrzentrum „ Ernst Thälmann“. Teddy lebt, er saß immer mit auf meiner Schulbank.
Mit mir im Leitstand des Blocks 31 saß auch die große Langeweile im Besonderen in der nie enden wollenden Nachtschicht.
Am Montagmorgen freute ich mich schon auf Freitagnacht. Das hatte einen bestimmten Grund. Zwischen Freitag und Montag liegt bekanntermaßen das in dieser Zeit so heiß ersehnte Wochenende.
Die Aussicht auf drei freie Abende ließ mich die Eintönigkeit des Arbeitsalltags im Kraftwerk ertragen. Und die Aussicht war eine schöne und über Wochen vorausgeplant, in meinem Alternativkalender standen die Termine. Freitag Keimzeit in Eulo, Sonnabend Monokel in Altdöbern und Sonntag Bad Liebenwerda mit Freygang.
Oh ja, bey- bey Schichtbus, Leitstand und Kohlenabscheider, hier tobte das Leben in heruntergekommenen Dorfsälen.
Also ab in den Zug, da saßen sie schon, die grün bemantelten, langhaarigen hirschbeutel tragenden Kunden. Eins verband uns alle, es war der Blues der Buggi und der Rock´n Roll. Das Anderssein, das Ausscheren, das Provokative gesellte sich erfreulicher Weise dazu. Und so wurde jedes Wochenende entzückt, verrückt dem Alltag entrückt.
Und nun freu´ ich mich wie damals auf das nächste WE in der Kufa, da spielt ein Held der Ostblockbluesszene zum Tanze auf, und ich weiß, dort werde ich so manch einen Kunden von damals treffen und ohne viel Worte werden wir uns zuprosten mit dem Wissen, wir waren dabei beim Blues, beim Buggi und dem Rock´n Roll in der bleiernen Zeit. Und es war noch so schön.
Welch Kauder