Auf Grundlage der ausführlichen Analyse der Hoyerswerdaer GIHK-Werkstatt hat der Kulturfabrik e.V. das Projekt „Stadtteilanker“ entwickelt. In der Analyse ist der erhebliche Rückgang in den Wohngebieten an großen Einrichtungen, Trägern und Vereinen, welche kulturelle oder soziale Angebote regional und überregional vorhalten können, deutlich geworden. Dennoch gibt es…
Projekte Archiv: 2019 – Bürgerchor „Gundis Koffer Liedern“
Für 10 Lolas beim diesjährigen Deutschen Filmpreis nominiert und davon 6 erhalten, „Gundermann“ ist auch in diesem Jahr, 21 Jahre nach seinem Tod, präsenter als je zuvor.
Wie schon in den letzten Jahren gibt es natürlich auch wieder einen kleinen Beitrag zur Erbpflege durch den Kufa-Bürgerchor.
Die Brigade Feuerstein mit Gerhard Gundermann hatten sich von Beginn an immer internationale Melodien von großen Künstlern geborgt, um darauf ihre eigenen Texte zu transportieren.
Ingo Dietrich, Mitglied der Feuersteine, erinnerte sich: „Oft reichte die Zeit nicht die Texte von Gundi mit neuen Kompositionen zu versehen, so dass die Feuersteine im Notfall auf Gundis Behelfsmusiken zurück greifen mussten. Das führte nicht selten zu Verstimmungen. Gundi beharrte auf seiner Meinung, dass „Musik den Text nur zu transportieren hat“ und die Band sich dem Stück bzw. der Szene unterzuordnen habe. Manch lange Nacht fiel der Diskussion über dieses Thema zum Opfer.
Trotzdem haben die Feuersteine über die Jahre ihren eigenen Sound entwickelt. Dies auch als Ergebnis der Verwendung von Cover-Songs, oder wie Gundi sie liebevoll nannte „Koffer-Songs“. Die Band lieh sich die Musiken von den Beatles, Steeleye Span, Cat Stevens, Crosby, Stills, Nash & Young … die Palette ließe sich beliebig fortsetzen. An diesen Songs schulte sich die Band und formte ihren eigentlichen Feuersteinsound“.
Eine Liste in der Kufa- Gundermann-Sammlung verweist auf 56 Coverversionen.
Aus Bruce Springsteen „My hometown“ wird „Hoywoy II“, aus dem Stones-Klassiker „As Tears Go By“ das berührende Lied „Christiane“, aus Tom Waits „In The Neighborhood“ der Zugabesong vieler Solokonzerte von Gundi „In der Nachbarschaft“. Unvergesslich auch die Crosby, Still, Nash & Young Vorlage „Helpless“ aus der das berühmte „Tränchen Traurig“ Lied hervorging „da muss ich weinen, weinen, weinen“.
André Bischof hat einige dieser Werke für den Chor arrangiert (z.B. T.Rex, Tori Amos, Simon & Garfunkel, Leon Gieco.…) und zu einem eigenen Abend für den Kufa-Bürgerchor zusammengefasst: Gundis Koffer Lieder.
Das Publikum wird auch daran seine Freude haben, zu erraten, welches eigentlich die Originalvorlagen waren.
Kräftige Unterstützung gibt es wieder von der Kufa-Trommelgruppe „Drum Tastic“.
Die Karten für die drei Vorstellungen kann man in der Kufa erwerben.
Fr. & Sa. 24./25.05., 20 Uhr
So. 26.05., 17 Uhr
Eintritt: 10,-
Hier gings zum MDR Sachsenspiegel-Beitrag…
Lausitzer Rundschau / 27.05.2019
Ein Stück Hoyerswerda, das lebt
Von Katrin DemczenkoGerhard „Gundi“ Gundermanns „Koffer-Songs“ begeisterten am Wochenende in der KulturFabrik Hoyerswerda
Zwar ist der Rockpoet Gerhard „Gundi“ Gundermann seit schon fast unfassbaren 21 Jahren im Musikerhimmel, doch seine Lieder sind lebendiger denn je. Dazu trägt nicht unerheblich der Bürgerchor der KulturFabrik (KuFa) Hoyerswerda unter André Bischof bei, der dieses musikalische Erbe mit Leidenschaft pflegt. Gundis „Koffer-Songs“ sangen die über 60 Hobbysänger zwischen 13 und 82 Jahren am Freitag (und dann noch einmal am Sonnabend und Sonntag) im KuFa-Saal, in dem Gundermann selbst noch aufgetreten ist.
Coversongs – das waren bei Gundi „Koffer-Songs“, denn er „borgte“ sich gern Hits von Stars wie den Beatles, Mick Jagger, Crosby, Stills, Nash & Young oder anderen aus, um sie mit eigenen Texten vorzutragen. Das und mehr erzählte Christian Völker-Kieschnick als Conférencier des Abends, der auch Gundermanns gecoverte Lieder vom Publikum erraten ließ und dann solistisch sang. Begleitet wurde er an Querflöte und Saxofon von seiner Frau Julia. Doch den lautstarken Auftakt des gut besuchten Freitags-Konzerts gestaltete die KuFa-Trommelgruppe „Drum Tastic“ unter Leitung von Chris Spencer. Reichlich zehn Minuten tanzten die Hände der Hobbymusiker mit und ohne Schlegel auf Trommeln sowie Percussioninstrumenten und intonierten ein Medley. Viel Beifall!
Dann begleiteten „Drum Tastic“ und Lydia Richter an der Geige den Bürgerchor bei dessen erstem Lied „Männer und Frauen“. Gundi hatte es 1988 (noch mit der „Brigade Feuerstein“) auf LP veröffentlicht. Die Musik dafür hatte der polnische Musiker Marek Grechuta komponiert. Anschließend folgten Gundermanns Übersetzung des Leon-Gieco-Titels „Solo le pido a dios“ als „So wird es Tag“ und die John-Lennon-Hymne „Imagine“ auf Deutsch mit einem Solo des Chorsängers Steffen Witschaß. In beiden Liedern äußerte Gundermann seine Hoffnung, dass es dereinst ein positives Miteinander aller Menschen auf der Welt geben wird. Als der Bürgerchor Gundis Version des T. Rex-Hits „Children of the Revolution“ sang, wurde er von André Bischof am Klavier begleitet. Dieser trug einen Zylinder wie einst T.-Rex-Boss (und Diva) Marc Bolan. Als UFO, in diesem Fall „Unbekanntes Fundobjekt“, hatte Christian Völker-Kieschnick diesen Hut vorher aus einem alten Koffer geholt. Er erzählte, dass der Song von Gundermanns Band „Feuersteine“ in den 1980er Jahren im Programm „Die Power-Fabrik“ zu hören war.
Doch Gundi hat nicht nur Melodien von anderen Musikern geliehen, sondern auch Texte zum Beispiel für den Singeklub „Dampfmaschine“ der Betriebsberufsschule Schwarze Pumpe und die Band Silly geschrieben. Der Songtext „Verlorene Kinder“ gehört dazu, den Tamara Danz und Silly auf ihrer CD „Februar“ 1989 veröffentlicht haben, sagte Christian Völker-Kieschnick. In Erinnerung an die beiden verstorbenen Künstler Gerhard Gundermann und Tamara Danz sang der Chor dieses Lied mit seiner Solistin Nicole Kalauka. Natürlich waren alle Stücke mehrstimmig zu hören, was mehr klangliche Facetten und Tiefe zuließ, als es Gundermann solistisch möglich gewesen war. Die einstimmig gesungenen Lieder „HoyWoy I“ und „HoyWoy II“ (die Melodie zu Letzterem stammt von Bruce Springsteen) luden als Bekenntnis zu Hoyerswerda alle Anwesenden zum Mitsingen ein.
Der Song „Männer und Frauen“ war nach viel Beifall die Zugabe und Wolfram Gebauer aus Zeißig fand nach dem Konzert wohl ein treffendes Fazit: „Meine Erwartungen sind erfüllt. Das ist ein Stück Hoyerswerda, das lebt.“